Wie können Sie Ihren Kunden helfen, Binge-Eating zu überwinden?
Die Behandlung von Binge-Eating kann sehr schwierig sein und erfordert möglicherweise zusätzliche Unterstützung durch andere Fachkräfte. Im Folgenden erfahren Sie, als Ernährungsfachkraft, Ihren Kunden helfen können, Essanfälle zu reduzieren, sodass die Gesundheit und die Lebensqualität wiederhergestellt werden können.
Binge-Eating ist eine der häufigsten Essstörungen und muss sorgfältig behandelt werden, um eine vollständige Genesung zu erreichen. Da Essanfälle in der Regel in direktem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme und der Ernährung stehen, spielen spezialisierte Ernährungsfachkräfte eine wichtige Rolle im Therapieplan, um den Betroffenen bei der Beseitigung von Essanfällen zu helfen. Dabei können sie ihren Kunden den Unterschied zwischen körperlichen Hunger- und Sättigungsgefühlen vermitteln, sie dabei unterstützen, ihre Beziehung zum Essen zu normalisieren und sie zur Achtsamkeit anleiten.
Zunächst einmal sollten wir klären, was Binge-Eating genau bedeutet und was dazu führen kann, bevor wir einige Empfehlungen zur Reduzierung von Essanfällen erläutern.
Binge-Eating im Vergleich zu übermäßigem Essen
Der Begriff Binge-Eating wird oft mit übermäßigem Essen verwechselt. Als Ernährungsfachkraft ist es daher wichtig, dass der Unterschied zwischen den beiden Begriffen vermittelt wird, bevor die Kunden über die konkrete Vorgehensweise beraten wird.
Übermäßiges Essen ist in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass man versehentlich mehr isst als geplant oder sich nach einer Mahlzeit zu voll fühlt; es handelt sich also nicht um eine Essstörung.
Im Gegensatz dazu ist eine Binge-Eating-Störung ein Zustand, der durch wiederkehrende Episoden gekennzeichnet ist, in denen in kurzer Zeit eine größere Menge an Nahrungsmitteln verzehrt wird, als normalerweise üblich ist. Diese Episoden treten innerhalb von drei Monaten wöchentlich auf, wobei in der Regel 5.000 bis 15.000 Kalorien in einer Sitzung verzehrt werden.
Die Betroffenen haben ähnliche Symptome wie bei Bulimie, es werden jedoch keine kompensatorischen Maßnahmen ergriffen. Zu den diagnostischen Kriterien und häufigen Symptomen dieser Essstörung gehören:
- Schnelles Verzehren großer Mengen an Nahrungsmitteln, auch wenn man keinen Hunger hat;
- Scham-, Ekel- und Schuldgefühle, wenn die Betroffenen an ihr Verhalten denken;
- Viel schneller essen als normal
- Essen, bis man sich unangenehm satt fühlt
- Allein essen, weil es einem peinlich ist, wie viel man isst
- Keine Anwendung von kompensatorischen Maßnahmen wie exzessiver Sport, Erbrechen oder Abführmittel.
Eine erhöhte Nahrungsaufnahme kann zu Übergewicht oder Fettleibigkeit führen, was das Risiko für Herz-Kreislauf- und chronische Krankheiten erhöht.
Was kann Binge-Eating auslösen?
Ob psychologische, soziale oder physische Ursachen - es gibt viele Gründe für das Auftreten von Essanfällen. Hier sind einige Arten von Auslösern, die Sie kennen sollte.
Körperliche Auslöser
Essanfälle können ausgelöst werden, wenn die körperlichen Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Zu den möglichen Auslösern gehören:
- Zu geringe Kalorienzufuhr
- Diäten und Verzicht
- Einschränkung der Kohlenhydratzufuhr
- Übermäßiger körperlicher Aktivität
- Dehydrierung
- Ersetzen von Mahlzeiten durch Flüssigkeit
- Vermeiden eines Lebensmittels, weil es "schlecht" ist
- Untergewicht
- Erbrechen oder Verwendung von Abführmitteln
Emotionale Essanfälle
Essanfälle können durch Gefühle ausgelöst, wie z. B.:
- Wut
- Langeweile
- Stress
- Ängstlichkeit
- Unzufriedenheit
- Traurigkeit
- Einsamkeit
- Geringes Selbstwertgefühl
- Schamgefühl
Binge-Eating mit der richtigen Ernährungsanalyse in den Griff bekommen
Bei der Beratung von Kunden zur Behandlung von Essanfällen ist es ratsam, die Situation in Bezug auf die Beziehung zum Essen und die Lebensführung gründlich zu analysieren und sich nach gleichzeitig bestehenden Störungen (wie Depressionen, Angstzuständen und Zwangsstörungen) zu erkundigen. Sie können auch bestimmte Fragen stellen, die Ihnen bei der Beurteilung helfen, wie z. B.:
- Wenn Sie essen wollen, worauf haben Sie Hunger?
- Was erfüllt Sie und macht Ihnen Freude, wenn Sie essen?
- Wenn Sie essen, sind Sie dann wirklich hungrig?
- Wie fühlen Sie sich im Moment?
- Wie können Sie sich ohne Essen trösten?
- Welche Hobbys, die nichts mit Essen zu tun haben, können Sie ausüben?
- Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen etwas in Ihrem Leben fehlt?
Empfehlungen für Ernährung und Lebensstil zur Bewältigung von Essanfällen
Je nach Schweregrad der Erkrankung Ihres Kunden und der endgültigen Diagnose müssen Sie den Kunden möglicherweise an eine stationäre Einrichtung weitervermitteln. Wenn der Kunde jedoch stabil genug ist, um mit Ihnen ambulant zu arbeiten, finden Sie hier einige Empfehlungen zur Behandlung von Binge Eating.
1. Achtsamkeit üben
Sie können Ihren Kunden dabei anleiten, auf ihren Körper zu hören und darauf achten, wie sie sich in einem bestimmten Moment fühlen, insbesondere beim Essen. Dadurch können die Betroffenen erkennen, wann sie keinen Hunger haben, und so kann ein achtsames Verhalten das Essverhalten verbessern und die Häufigkeit von Essanfällen verringern.
2. Aufnahme von nährstoffreichen Lebensmitteln
Sie sollten Ihre Kunden zwar ermutigen, alle Lebensmittel zu genießen, aber Sie können ihnen auch nahrhafte Lebensmittel vorschlagen, die das Sättigungsgefühl fördern und ihre Hungergefühle befriedigen. Studien haben gezeigt, dass Ernährungsformen, die reich an Eiweiß, gesunden Fetten, und Ballaststoffen sind, das Sättigungsgefühl verbessern können. Dies kann das Verlangen, zu einem späteren Zeitpunkt zu essen, vermindern.
3. Essen als Freund
Untersuchungen haben gezeigt, dass diejenigen, die angaben, häufiger Fast Food oder Fertiggerichte zu konsumieren, ihr Verlangen nach Essen weniger gut unter Kontrolle hatten.
Menschen, die an einer Essstörung leiden, haben in der Regel viele negative Gedanken über das Essen. Als Ernährungsfachkraft ist es daher Ihre Aufgabe, Ihren Kunden dabei zu helfen, "Essen als Treibstoff" und nicht "Essen als Feind" zu betrachten und ihnen den Unterschied zwischen körperlichem Hunger und Sättigungsgefühlen zu vermitteln.
Da viele Menschen mit Essstörungen Schuld- oder Schamgefühle im Zusammenhang mit bestimmten Lebensmitteln haben, können Sie Ihren Kunden zeigen, dass Essen satt macht und Freude bereitet. Ermutigen Sie Ihre Kunden zu positiven Gedanken, wie zum Beispiel "alle Lebensmittel sind gut". Im Laufe der Beratungen können Sie Ihren Kunden auch dabei helfen, sich bei Aktivitäten, die mit Essen zu tun haben, wohler zu fühlen (z. B. Kochen, Einkaufen oder Essen gehen).
Sie nutzen Nutrium noch nicht?
Erstellen Sie einen ausgewogenen Ernährungsplan, der allen Bedürfnissen Ihrer Kunden gerecht wird. Profitieren Sie von der 14-tägigen Testphase.
4. Änderungen des Lebensstils
Studien zeigen, dass ausreichender Schlaf, nicht kompensatorische körperliche Aktivität, und Flüssigkeitszufuhr alle eine Rolle bei der Normalisierung eines gestörten Essverhaltens spielen. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse kann das Körperbild Ihres Kunden positiv beeinflussen und sein Hungergefühl verringern. Außerdem können Sie Ihren Klienten dazu anregen Unterstützung bei einem Freund, einem Familienmitglied oder einem Lebensgefährten zu suchen, denn jemanden zum Reden zu haben, kann Ihrem Kunden helfen, die Essattacken zu beseitigen.
5. Keine Mahlzeiten auslassen
Wenn Ihr Kunde ein regelmäßiges Mahlzeitenmuster an den Tag legt, kann er das Risiko des Überessens verringern. Studien zeigen, dass eine regelmäßige Nahrungsaufnahme (3 Mahlzeiten und 2-3 geplante Zwischenmahlzeiten täglich) mit einer geringeren wöchentlichen Häufigkeit von Essanfällen einhergeht. Außerdem verändert eine ausgelassene Mahlzeit das Gleichgewicht zwischen Nahrungsaufnahme und Insulinproduktion, und kann zu einer Veränderung des Blutzuckerspiegels führen.
Interessanterweise können gestörte Ghrelin- und Leptinsekretion und Insulinempfindlichkeit an der Entstehung von Essstörungen beteiligt sein.
6. Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften des Gesundheitswesens
Je nach Schweregrad der Essstörung Ihres Kunden können verschiedene Betreuungs- und Behandlungsstufen erforderlich sein, z. B. stationäre Behandlung, Teilhospitalisierung oder ambulante Behandlung.
Als Ernährungsfachkraft arbeiten Sie mit anderen Fachkräften des Gesundheitswesens zusammen, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse Ihrer Kunden erfüllt werden. Diese Bedürfnisse können von einer ständigen Betreuung rund um die Uhr über tägliche Sitzungen von einigen Stunden bis hin zu Sitzungen nur einmal pro Woche reichen.
Zusammenfassung
Binge-Eating-Störungen sind komplex und können jeden Menschen auf unterschiedliche Weise treffen. Ernährungsfachkräfte spielen eine wesentliche Rolle im Therapieplan der Betroffenen, denn sie unterstützen die Beziehung zum Essen wiederherzustellen, das Essverhalten zu normalisieren. Zusammen mit anderen Fachkräften, können Sie als Ernährungsfachkraft einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung von Essanfällen leisten, sowie die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Wir arbeiten ständig daran, Ihnen die bestmöglichen Informationen zum Thema Ernährung zu bieten, und freuen uns daher über Ihre Anregungen und Kommentare! Schreiben Sie uns einfach an info@nutrium.com.
Sie kennen Nutrium noch nicht? Jetzt ist es an der Zeit! Testen Sie Nutrium 14 Tage lang kostenlos und probieren Sie alle Funktionen aus, von der Terminvereinbarung über die Erstellung von Ernährungsplänen, Ernährungsanalysen, Website und Blog bis hin zu mobilen Apps für Fachkräfte und Kunden und vieles mehr! Testen Sie es jetzt kostenlos!
Referenzen
- American Psychiatric Association. (2022). [Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed., Text Revision)]. Washington, DC
- U.S. Department of Health & Human Services. Eating Disorders: Binge Eating (2022). Retrieved August 29, 2022, from: https://www.mentalhealth.gov/what-to-look-for/eating-disorders/binge-eating
- Katterman, Shawn N.; Kleinman, Brighid M.; Hood, Megan M.; Nackers, Lisa M.; Corsica, Joyce A. (2014). Mindfulness meditation as an intervention for binge eating, emotional eating, and weight loss: A systematic review. Eating Behaviors, 15(2), 197–204.doi:10.1016/j.eatbeh.2014.01.005
- Paddon-Jones, D., Westman, E., Mattes, R. D., Wolfe, R. R., Astrup, A., & Westerterp-Plantenga, M. (2008). Protein, weight management, and satiety. The American journal of clinical nutrition, 87(5), 1558S–1561S. https://doi.org/10.1093/ajcn/87.5.1558S
- Samra RA. Fats and Satiety. In: Montmayeur JP, le Coutre J, editors. Fat Detection: Taste, Texture, and Post Ingestive Effects. Boca Raton (FL): CRC Press/Taylor & Francis; 2010. Chapter 15. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK53550/
- Cani, P. D., Joly, E., Horsmans, Y., & Delzenne, N. M. (2006). Oligofructose promotes satiety in healthy human: a pilot study. European journal of clinical nutrition, 60(5), 567–572. https://doi.org/10.1038/sj.ejcn.1602350
- Hardcastle, S. J., Thøgersen-Ntoumani, C., & Chatzisarantis, N. L. (2015). Food Choice and Nutrition: A Social Psychological Perspective. Nutrients, 7(10), 8712–8715. https://doi.org/10.3390/nu7105424
- Dashti, H. S., Scheer, F. A., Jacques, P. F., Lamon-Fava, S., & Ordovás, J. M. (2015). Short sleep duration and dietary intake: epidemiologic evidence, mechanisms, and health implications. Advances in nutrition (Bethesda, Md.), 6(6), 648–659. https://doi.org/10.3945/an.115.008623
- Kerrigan, S. G., Lydecker, J. A., & Grilo, C. M. (2019). Associations between physical activity and eating-disorder psychopathology among individuals categorised with binge-eating disorder and bulimia nervosa. International journal of clinical practice, 73(11), e13401. https://doi.org/10.1111/ijcp.13401
- Jeong J. N. (2018). Effect of Pre-meal Water Consumption on Energy Intake and Satiety in Non-obese Young Adults. Clinical nutrition research, 7(4), 291–296. https://doi.org/10.7762/cnr.2018.7.4.291
- Cadzow, R. B., & Servoss, T. J. (2009). The association between perceived social support and health among patients at a free urban clinic. Journal of the National Medical Association, 101(3), 243–250. https://doi.org/10.1016/s0027-9684(15)30852-x
- Zendegui, E. A., West, J. A., & Zandberg, L. J. (2014). Binge eating frequency and regular eating adherence: the role of eating pattern in cognitive behavioral guided self-help. Eating behaviors, 15(2), 241–243. https://doi.org/10.1016/j.eatbeh.2014.03.002
- Monzani, A., Ricotti, R., Caputo, M., Solito, A., Archero, F., Bellone, S., & Prodam, F. (2019). A Systematic Review of the Association of Skipping Breakfast with Weight and Cardiometabolic Risk Factors in Children and Adolescents. What Should We Better Investigate in the Future?. Nutrients, 11(2), 387. https://doi.org/10.3390/nu11020387
- Korek, E., Krauss, H., Gibas-Dorna, M., Kupsz, J., Piątek, M., & Piątek, J. (2013). Fasting and postprandial levels of ghrelin, leptin and insulin in lean, obese and anorexic subjects. Przeglad gastroenterologiczny, 8(6), 383–389. https://doi.org/10.5114/pg.2013.39922